Stationen & Daten eines bewegten Lebens

Bonn - Münster - Amsterdam

  • 9.10.1731: Ferdinand Nicolaus Dyonisius DEJEAN wird in Bonn geboren und am gleichen Tag in der St. Remigius-Kirche (rk) getauft; seine Eltern sind der Mundschenk (Sommelier) des Kurfürsten von Köln (Clemens August), Anton DEJEAN, genannt Leveillé (geb. 1697/99?), und Maria Joseph BOURLON (geb. ?). Die Heirat der Eltern fand am gleichen Ort am 17.12.1730 statt.
  • 14.09.1737: Taufe der Schwester Maria Petronilla Augusta Francisca DEJEAN in Bonn.
  • 23.02.1741: Taufe des Bruders Clemens August Matthias DEJEAN in Bonn (verstarb vermutlich früh, zwischen 1743 und 1749). Kurfürst Clemens August fungiert als Taufzeuge.
  • 1741/45: Vermutlich Besuch einer Lateinschule in Bonn (Jesuitenschule in der Bonngasse?).
  • 6.01.1745: Dejean erhält die Tonsur (Aufnahme in den geistlichen Stand)
  • 1745/46: Mutmaßlicher Zeitraum der Lehrzeit beim kurkölnischen Leibmedicus Bernhard VELTRUP (1700-1766).
  • 1746/56 (?): Etwa zehnjähriger Aufenthalt in Paris und Straßburg, wo DEJEAN mit einem "Stipendium" des Kurfürsten führende medizinische und chirurgische Akademien (L’Académie royale de Chirurgie in Paris?) besucht.
  • 27.01.1752: DEJEANs Mutter wird in Bonn beerdigt. Am 24.06. des Jahres heiratet sein Vater Anton in Brühl zum zweiten Mal: Catherina Lambertina DETHIER (geb. um 1715).
  • Zwischen 1754 und Nov. 1756: Amtsantritt als erster Chirurg beim Regiment des Barons Wenge, Befehlshaber der kurfürstlichen Militäreinheiten im Bistum Münster.
  • Januar 1757: DEJEAN bemüht sich in einem Schreiben an Kurfürst Clemens August um Unterstützung als niedergelassener Mediziner/Chirurg in Münster.
  • 1757: Erster Aufenthalt DEJEANS in Amsterdam. Er ist weiter mittellos und bemüht sich vergeblich um eine Anstellung.
  • Winter 1757/58: Erneute Ankunft von Ferdinand DEJEAN in Amsterdam, wo er mit Erfolg die Prüfung durch den "Examinator Chirurgie" der Niederländischen Ostindien-Kompagnie (VOC) absolviert.

Batavia & Asien

  • 24.06.1758: DEJEAN geht auf Texel als "Opperchirurgijn" (Oberchirurg, Schiffsarzt) an Bord des VOC-Schiffs "De Drie Papegayen".
  • 2.07.1758: Abfahrt des Schiffs nach Batavia (das heutige Jakarta auf der Insel Java/Indonesien).
  • 14.11.1758: Ankunft in der niederländischen Kapkolonie (Südafrika).
  • 3.12.1758: Weiterfahrt nach Batavia.
  • 13.02.1759: Ankunft in Batavia.
  • Frühjahr 1759 bis Juni 1762: Tätigkeit als Schiffsarzt auf wechselnden VOC-Schiffen im innerasiatischen Handelsverkehr. Besuch von Sumatra, Malaysia, Indien, Ceylon, Persien u.a.
  • 17.01.1761: Beisetzung des Vaters Anton DEJEAN in Bonn. Von dessen Tod erfährt er mutmaßlich erst nach seiner Rückkehr aus Europa.
  • 8.06.1762: Anstellung als Stadtchirurg von Batavia.
  • 23.01.1767: Tod des VOC-Beamten Wilhelmus Johannes BUSCHMAN in Batavia, der im Mai 1766 mit seiner Familie von Charg im persischen Golf dorthin umgesiedelt war.
  • Sommer/Herbst 1767: Dejean heiratet die Engländerin Ann Mary PACK, Witwe von BUSCHMAN, Tochter von Saint George PACK (Beamter der britischen East India Company) und Ann Mary CROSS. (Möglicherweise nimmt er aus diesem Anlass den ev.-reformierten Glauben an.)
  • 11.11.1767: Abfahrt von Ferdinand DEJEAN mit Ehefrau und Stiefsohn Jacobus Wilhelmus BUSCHMAN (geb. 1766) nach Europa auf dem VOC-Schiff "Ouderamstel".
  • 9.01.1768: Ankunft in der niederländischen Kapkolonie (Südafrika).
  • 5.03.1768: Weiterfahrt nach Europa.
  • 15.05.1768: Geburt des Sohnes Georg(e) Ferdinand DEJEAN an Bord der "Ouderamstel".
  • 11.06.1768: Ankunft des Schiffes auf Texel.

Amsterdam - Leiden

  • 19.06.1768: Taufe von George DEJEAN in der ev.-reformierten Neuen Wallonischen Kirche in Amsterdam.
  • 5.12.1768: DEJEAN ist als reicher Mann aus Asien zurückgekehrt. Ein 1. Testament von ihm und seiner Ehefrau wird in Amsterdam aufgesetzt.
  • Winter 1768/69: Umzug in die Universitätsstadt Leiden.
  • 4.04.1769: Ferdinand DEJEAN beginnt (im Alter von 37 Jahren!) das Studium der Medizin und Chemie an der Unversität Leiden. Sein Lehrmeister und Mentor wird der eminente Medizinprofessor Hieronymus David GAUB.
  • 6.11.1769: Aufnahme in die Leidener Freimaurerloge "La Vertu". (Vermutlich war DEJEAN bereits in Batavia Freimaurer geworden.)
  • Februar 1772: Tod und Beisetzung des Stiefsohns Jacobus Wilhelmus BUSCHMAN in Leiden.
  • 9. April 1772: Taufe der freigelassenen indonesischen Haussklavin der Dejeans ("Anna Maria van Java, gen. Canangan") in Amsterdam.
  • Sommer 1772: Aufenthalt in Paris, wo DEJEAN mit einem Empfehlungsschreiben von GAUB Kontakte zur medizinischen Elite knüpft und am renommierten Krankenhaus Hôtel-Dieu de Paris hospitiert.
  • 2.07.1773: Studienabschluss in Leiden mit Promotion in beiden Fächern. Beide Doktorarbeiten werden im gleichen Jahr auch in Buchform veröffentlicht: Die chemische Abhandlung befasst sich mit der Analyse Spanischer Seife (Sapo medicinalis), die Medizinarbeit ist der nicht-operativen Behandlung von Augenkrankheiten gewidmet.
  • 9.10.1773: Tod und Beisetzung (11.10.) der Ehefrau Ann Mary (auch: Anna Maria) DEJEAN, geb. PACK, in Leiden.
  • Winter 1773/74: Sohn George DEJEAN wird der Obhut des Studienfreundes Theodor Heinrich TEN NOEVER und dessen Ehefrau in Lingen (Emsland) übergeben.
  • 1774/76: DEJEAN unternimmt zahlreiche Reisen quer durch Europa, um sich mit befreundeten Naturwissenschaftlern aller Couleur auszutauschen, deren gemeinsamer Nenner die Begeisterung für die Ideale der "Aufklärung" ist.
  • 30.05.1775: 2. Testament von Ferdinand DEJEAN in Leiden.
  • Mai 1776: DEJEAN nimmt in Paris an wissenschaftlichen Versuchen der Académie Royale des sciences zur Ergründung der Natur von Diamanten teil und stiftet dazu einen Diamanten.
  • Frühjahr 1777: Aufenthalt in Aachen, wo DEJEAN Versuche mit dem dortigen schwefelhaltigen Heilwasser anstellt.
  • Oktober 1777: Aufenthalt DEJEANS  in seiner Heimatstadt Bonn.

Mannheim - Den Haag

  • November 1777 bis Februar 1778: Aufenthalt von DEJEAN in der Residenzstadt Mannheim. Er besucht den ihm aus Batavia bekannten Freund Johann Martin RÖMER (inzwischen kurpfälzischer Hofkammerrat) und besichtigt dort u.a. die kurfürstliche Sternwarte.
  • Dezember 1777: Begegnung mit Wolfgang Amadeus MOZART im Haus des gemeinsamen Freundes Johann Baptist WENDLING, Flötist der Mannheimer Hofkapelle. DEJEAN beauftragt MOZART nach dessen Angaben, "3 kleine, leichte, und kurze Concertln und ein Paar quattro [Quartette] auf die flötte" für ihn zu komponieren und verspricht dafür als Honorar 200 Gulden.
  • 15.02.1778: Abreise von DEJEAN nach Paris. MOZART hat nur einen Teil des Auftrags erfüllt und erhält als Honorar folgerichtig lediglich 96 Gulden.
  • 1778: Aufenthalt in London, wo DEJEAN die Bekanntschaft von Georg FORSTER und Samuel Thomas SÖMMERRING macht.
  • Winter 1778/79 (?): Umzug nach Den Haag.
  • 2.05.1780: 3. Testament (Zusatz) von Ferdinand DEJEAN in Den Haag.
  • Mai 1780: Aufbruch zu erneuten ausgedehnten Reisen nach Deutschland, in die Schweiz und nach Italien, für die er drei bis vier Jahre einplant.
  • 25.08.1780: George DEJEAN wird Eleve der "Hohen Karlsschule", der württembergischen Militärakademie, in Stuttgart.
  • 1781: Reisen nach London und Wien (Mai/Juni).
  • Herbst 1781 bis Frühjahr 1782: Reise nach Italien, wo DEJEAN u.a. in Rom (Februar 1782), Florenz (April 1782), Neapel, Viterbo und Siena Station macht.
  • 10.10.1782: Dejean nimmt an einer Plenarsitzung der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin teil.
  • November 1782: Aufenthalt in Kassel, wo er am 11.11. das Museum Fridericianum besucht (und möglicherweise FORSTER, Kustos des Naturalienkabinetts im Museum, und SÖMMERRING wiedertrifft, die dort am Collegium Carolinum Naturgeschichte bzw. Anatomie lehren).
  • 9.12.1782: Beisetzung von DEJEANS Stiefmutter Catherina Lambertina DEJEAN, geb. DETHIER, in Bonn (St. Martin).

Rheinberg

  • Zwischen 1782 und 1784: Ferdinand DEJEAN zieht (nach mehrmaligen Besuchen dort zuvor) nach Rheinberg am Niederrhein zur Familie seiner Schwester Maria Petronilla, die mit dem dortigen Kellner (Rentmeister) des Kurfürsten von Köln, zeitweiligem Bürgermeister und späteren Hofrat Johann Franz GÖBEL (1722-1809) verheiratet ist. Rege Teilnahme an den kulturellen Aktivitäten der bürgerlichen Oberschicht (Musikzirkel, Literaturgesellschaft).
  • 3.10.1785: DEJEAN ist Zeuge des ersten bemannten Ballonflugs von deutschem Boden, den der französische Flugpionier Jean-Pierre BLANCHARD von der Bornheimer Heide bei Frankfurt/Main aus unternimmt.
  • 1786/87: Aufenthalte in Schweden und Dänemark.
  • Mai 1787: Ferdinand DEJEAN besucht Bonn, dort u.a. sein Patenkind, den dort studierenden Neffen Ferdinand Anton GÖBEL, und den befreundeten Hofrat Johann Gottfried MASTIAUX. Er äußert sich begeistert über den Fortgang der Aufklärung in Bonn.
  • Sommer/Herbst 1787: Reise nach Süddeutschland (Mainz, Karlsruhe, Mannheim, Marburg, Ludwigsburg), in die Schweiz (Basel) und ins Elsass (Straßburg, Colmar).
  • 15.12.1787: Beisetzung der Schwester Maria Petronilla GÖBEL, geb. DEJEAN, in Rheinberg.
  • 11.03.1788: George DEJEAN wird zum Unterleutnant im Württembergischen Dragonerregiment No. 3 "Carl Eugen" (in österreichischen Diensten) ernannt.
  • Frühjahr/Sommer 1788: DEJEAN begleitet seinen Sohn George zur Armee bis mindestens Wien. Dessen Regiment ist im Banat (Ungarn/Rumänien) stationiert und wird im Spätsommer in heftige Gefechte des Russisch-Österreichischen Türkenkriegs verwickelt.
  • Sommer 1788: DEJEAN begibt sich aufgrund seiner durch heftige Gichtanfälle angegriffenen Gesundheit zur Kur nach Karlsbad in Böhmen.
  • 1789: DEJEAN verkauft einen Teil seiner Bibliothek und seine Sammlung an physikalischen, optischen und mechanischen Instrumenten dem Kloster Camp (Kamp-Lintfort) gegen eine jährliche Leibrente von 900 Gulden.
  • November 1790: Ein substanzieller Teil der DEJEAN'schen Bibliothek wird in Leiden von "Luzac & van Damme“ zur Auktion angeboten.

Wien

  • Sommer/Herbst 1790: Umzug nach Wien; DEJEANS letzte Adresse dort lautet "Fürst Paarissches Haus Nr. 844 im Jakoberhof" (heute: Jakobergasse/Riemergasse).
  • 1792/94: DEJEAN veröffentlicht in drei Teilen (vier Bänden) seine Kommentare zum Werk seines Lehrmeisters GAUB ("Commentaria in institutiones pathologiae medicinalis ...")
  • 1793: DEJEAN leidet heftig an der Gelbsucht, von der ihn sein Freund und Kollege Mathias Edler von SALLABA, (zeitweilig?) heilt.
  • 9.10.1793: 4. und endgültiges Testament von Ferdinand DEJEAN in Wien.
  • 1794/96: Veröffentlichung der deutschen Ausgabe der "Commentaria..." ("Erläuterungen über Gaub's Anfangsgründe der medizinischen Krankheitslehre"). Die Übersetzung besorgte der Jenaer Mediziner und Medizinhistoriker Christian Gottfried GRUNER.
  • 23. (laut Sterbeurkunde) o. 24.02.1797 (laut Kirchenbucheintrag): Ferdinand DEJEAN stirbt in Wien an einer "zurückgetretenen Gicht" bzw. "Leberverhärtung" und wird dort am 25.02. auf dem Friedhof St. Marx beigesetzt (wo auch Mozart im Dezember 1791 beerdigt wurde). Seine Religion wird als "protestantisch" angegeben.
  • 14.03.1797: In einem Brief aus Hermannstadt (Sibiu/Rumänien) nimmt DEJEANS  Sohn George Ferdinand, seit 1795 Oberleutnant im Württembergischen Dragonerregiment No. 3 (Abteilung "Major 2. Escadron"), als Alleinerbe das Erbe seines Vaters an.
  • Dezember 1797: George Ferdinand DEJEAN quittiert den österreichischen Armeedienst.
  • 16.12.1799: George Ferdinand DEJEAN stirbt in Wien (Auf der Wieden) an der Gelbsucht und wird am 18.12. auf dem (katholischen) Friedhof Matzleinsdorf (heute Waldmüllerpark) beigesetzt.